Freischwimmer gleich Freischwimmer?
DLRG und Deutsche Sporthochschule Köln zeigen Unterschiede bei der Abnahme von Schwimmprüfungen auf
Köln, 21. Januar 2025
Mit ihm können Kinder oft allein ohne Begleitperson ins Schwimmbad oder an der Klassenfahrt ans Meer teilnehmen: das Deutsche Schwimmabzeichen Bronze, auch Freischwimmer genannt. Die Deutsche Sporthochschule Köln und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) nehmen den bundesweit anerkannten Nachweis für das sichere Schwimmen derzeit unter die Lupe. Im vergangenen Jahr fragten die Projektpartner Schwimmlehrer*innen in ganz Deutschland danach, wie sie die einzelnen Anforderungen an das Schwimmabzeichen prüfen. Am Dienstag (21.1.) stellten sie in einer Online-Präsentation die Ergebnisse vor.
„Um das Schwimmabzeichen Bronze zu erhalten, muss ich die Baderegeln kennen, tauchen und vom Startblock oder Ein-Meter-Brett springen sowie ausdauernd 15 Minuten in verschiedenen Lagen und einer erkennbaren Schwimmart schwimmen können“, erklärt Dr. Christoph Freudenhammer aus der Leitung Ausbildung im Präsidium der DLRG. Insgesamt umfasst die Beschreibung der vier Prüfungsleistungen in der deutschlandweit gültigen Prüfungsordnung keine 100 Wörter. Doch deren Auslegung und die Vorgehensweise bei den Prüfungen sind durchaus unterschiedlich, wie die Befragung zeigte.
Vielfalt an Auslegungen
Beispielsweise gaben 20 Prozent der rund 1.300 Teilnehmer*innen aus den verschiedenen Organisationen und Institutionen an, während des Streckenschwimmens kurze Pausen oder das Festhalten am Beckenrand zu tolerieren. Beides ist nach den Experten der DLRG jedoch nicht erlaubt: „Schwimmer und Schwimmerinnen müssen in einer Notsituation eine gewisse Zeit überbrücken können, bis Hilfe eintrifft – etwa in einem See bei größerer Entfernung zum Ufer“, beschreibt Freudenhammer den Hintergrund. Weiterhin lassen 27 Prozent der Befragten zumindest teilweise das Tragen von Schwimmbrillen während der Prüfung zu. Sichere Schwimmer*innen müssen jedoch in der Lage sein, sich unter Wasser ohne Schwimmbrille zu orientieren und zielgerichtet zu bewegen, um zum Beispiel nach einem Sturz ins Wasser wieder an die Oberfläche zu gelangen.
An einigen Stellen förderte die Befragung auch zutage, dass Prüfer und Prüferinnen die zu erbringenden Leistungen bewusst abwandeln oder ergänzen. So verlangen einzelne ihren Schwimmschüler*innen eine längere Schwimmdauer (3%) ab und sogar jeder Dritte (35%) fordert mehrere erfolgreiche Tieftauchversuche. In anderen Fällen werden Prüfungsleistungen wiederum nicht vollständig abgenommen. So verzichten zwölf Prozent der Befragten auf die Prüfung des Lagewechsels während des Schwimmens. Diesen zu beherrschen ist allerdings von Bedeutung beim ausdauernden Schwimmen. Spüren Schwimmer*innen Anzeichen von Ermüdung, können sie sich in einer anderen Körperlage weiter kraftsparend an der Wasseroberfläche fortbewegen.
Besser vergleichbare Prüfungen als Ziel
„Die Befragungsergebnisse haben uns ein großes Spektrum möglicher Auslegungen der Prüfungsanforderungen aufgezeigt. Im nächsten Schritt wird es darum gehen, Kriterien zu entwickeln, die künftig zu noch besser vergleichbaren Abnahmen führen“, sagt Dr. Ilka Staub aus dem Projektteam der Kölner Sportuniversität. Die Wissenschaftlerin und ihr Team am Institut für Vermittlungskompetenz in den Sportarten wollen nun mit Hilfe ausgewählter Schwimmausbilder*innen in einem mehrstufigen Befragungsverfahren Richtlinien für die Durchführung der Prüfung entwickeln. „Das Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis dafür zu schaffen, wie die bekannten Prüfungsanforderungen auszulegen sind“, so Staub. Das wird den Wert des Schwimmabzeichens für das sichere Schwimmen stärken, sind sich die Projektpartner einig. Den Anfang dazu machten sie bei der Online-Präsentation am Dienstag, an der über 400 Lehrende aus allen Bundesländern teilnahmen.
Deutsche Sporthochschule Köln
Kindern das Schwimmen beibringen und Leben retten
Ausbilder dringend gesucht: Immer mehr Kids sind im Wasser nicht sicher
(djd). Alarmierend: Mehr als die Hälfte der Kinder (58 Prozent) sind zum Ende der Grundschule nicht sicher im Wasser. Die Zahl der Nichtschwimmer hat sich seit 2017 sogar verdoppelt. Dabei sind Kraulen, Tauchen und Co. nicht nur Freizeitspaß, sondern lebensrettende Fähigkeiten. „Jedes Kind, das man ausbildet, ist eines, das potenziell nicht ertrinkt“, sagt Tanja Pingel von der DLRG. Doch es fehlt an freiwilligen Unterstützern. Helfer, die sich ehrenamtlich am Beckenrand engagieren, werden daher dringend gesucht. Erfahrung ist nicht nötig, die Ausbildung erfolgt durch die Organisation. Mehr dazu unter www.dlrg.de. Die Tätigkeit ist auch persönlich bereichernd, wie Pingel betont: „Es ist das Schönste, das Strahlen in den Augen der Kinder zu sehen, wenn sie ohne Hilfe schwimmen können.“
Weitere Infos: www.dlrg.de
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